Samstag, 10. Oktober 2009
Letzte Etappe in Afrika - Wilkommen Süd-Amerika
Jakobsweg liegt (Kuestenweg). Infolge nachmittäglicher Siesta wirkte der Ort wie
ausgestorben. Viel interessanter war es am Abend, den Verladeaktivitäten im
Hafen zuzuschauen. Im vorderen offenen Bereich des Schiffes wurden mit zwei
Kranen Container umgeladen. Hinten wurden Kisten und Container ueber eine
gigantische Laderampe mit schiffseigenen Hubstapplern resp. Zugfahrzeugen im
Innern auf elf Stockwerke verteilt. Autos, Buse und LKWs wurden soweit noch
möglich direkt reingefahren oder dann reingestossen, wenn nicht mehr
fahrtauglich.
Dakar: Nach 5 Tagen auf See erreichen wir den Hafen von Dakar (Senegal).
Landausgang wird hier gestrichen. In der Nacht bewachen wir abwechslungsweise
unsere Fahrzeuge, da Heerscharen von Schwarzen im Schiff am Ausladen von Waren
und Autos sind. Kabinentueren werden fest verschlossen (beim letzten Stopp wurde
die halbe Bordkueche geleert).
Banjol: Vorsichtig fahren wir in die seichte aber fischreiche Muendung des
Gambia Flusses nach Banjol, die Hauptstadt (40´000 EW) von Gambia. Da die
Hafenanlage nur fuer zwei Schiffe Platz bietet, warten wir 4 h bis wir anlegen
konnten. Der Auslad wickelt sich in afrikanischem Tempo ab und zwingt uns einen
weiteren Tag zu bleiben und die erneute Flut abzuwarten. Dafuer entschädigt uns
ein ausgiebiger Spaziergang am Strand mit anschliessendem Rundgang durch den
lokalen Markt mit einem selbsternannten Fuehrer. Dani kauft sich ein
afrikanisches Hemd (Batik) und Hose (Bild folgt).
Weshalb sind wohl die Katzen hier so nmager, bei all den vielen Fisch- und
Schlachtabfällen auf dem Boden? Trotz der Fliegen, der Gerueche und des
Schmutzes hat sich der Ausflug gelohnt.
Fotos, der in bunten Kleidern gehuellten Frauen ist nicht immer einfach zu
kriegen (80 % von 1,5 Mio Gambier sind Muslime) Koranstudium im Markt und am
Sandstrand gehört zur Alltagbeschäftigung. Tourismus ist nur schwach entwickelt.
Die wenigen hotels öffnen erst im November.
Um Mitternacht haben wir Banjol verlassen und haben nun 3600 km offenes Meer vor
uns. Täglich legt das Schiff 700 km zurueck, das heisst, dass wir in ca. 5 Tagen
das Festland bei Salvador/Brasilien wieder erreichen werden. Hier draussen ist
das Meer tief blau und trotz Wind ist der Wellengang nur sehr gering. Das
leichte, langsame Schaukeln des schweren Schiffes wirkt beruhigend. An Deck
suchen wir gerne schattige Plätzchen mit Fahrtwind auf, da die Sonne in
Äquatornähe unerbittlich niederbrennt. Selbst das Meerwasser bietet mit 30 Grad
C nur wenig Erfrischung. Vereinzelt sehen wir Delphine und fliegende Fische.
Bis jetzt genossen wir jeden Tag an Bord.
Schiffsinfo fuer technisch Interessierte

Ro-Ro Vessel, 56'000 BRT
Kapitän manoevriert das Schiff in den Hafen von Salvador







Technische Daten
Containerschiff mit roll on /roll off decks kombiniert
214 m lang, 32 m breit
Gesamtgewicht: 56´000 to
Leergewicht 27´000 to
11 Ladedecks plus Kabinendeck und Brueckendeck (ca 40 m ueber Wasserlinie), 2
Decks unter der Wasserlinie
Platz fuer mehrere tausend Fahrzeuge und Container ( oder fast 10'000 Womos !!!)
Eigene Ladekranen, Containerstapler und Transportfahrzeuge
Tiefgang max : 9-10 m
Fahrtgeschwindigkeit: max 35 km/hr
Ladebruecke hinten, ca 40 m lang
Crew: ca 30 Leute
Antrieb:
Verstell-Propeller hinten mit Sulzer Dieselmotor 22'000 PS (3 Stockwerke hoch) ,
Antriebswelle ca 30 m lang , 1m DM, Drehzahl: 120 rpm
Bug und Heck Thruster mit 2000 HP Elektromotor fuer Drehen und Seitwärtsbewegungen
Motoren werden von Schaltzentrale unten ueberwacht .
Hauptmotor wird auch im Stillstand immer beheizt um schneller wieder zu starten.
Hauptgenerator auf Hauptwelle fest gekoppelt
3 Dieselmotoren mit Generatoren fuer zusätzlichen Strombedarf (thrusters, Klima)
Wasser:
400 m3 Frischwassertank mit Filtrations und Wasserentsalzungsanlage 30 m3/hr
Diesel:
2000 to Ladekapazität fuer Schweroel, reicht bei 60 to/hr Verbrauch fuer BA und
zurueck. Oel muss auf 130 oC geheizt und in 5 Alfa Laval Separatoren gereinigt
werden bevor es eingespritzt werden kann.
Zusätzlich low sulfur Diesel fuer Europa (Aermelkanal)
Balance:
Etwa 20 Tanks im unteren Bereich werden nach Bedarf mit Wasser gefuellt um das
Schiff in Balance zu bringen : sehr wichtig beim Beladen des Schiffes und fuer
Leerfahrten.
Bruecke:
Navigation des Schiffes, meistens nur 1 Mann, in Häfen 2-3.
Steuerung des Kurses auf See automatisch, in Hafeneinfahrten manuell durch
Kapitän und Lotse.
Navigation ist sehr fein und fast millimetergenau möglich, Anlegen und Abfahren
in der Nacht ist nicht hörbar.
Kurs wird manuell auf Seekarte nachgefuehrt,Radar ist immer aktiv
Fahrstrassen sind oft wie beim Luftverkehr vorgegeben , speziell in
vielbefahrenen Zonen wie Aermelkanal)
Wohnräume/Kabinen (Deck 12):
Einfache Kabinen mit Etagenbetten und WC/Dusche
Kantine und Aufenthaltsraum mit Bibliothek/TV (nur fuer video)
Bordkueche
Gymnastikraum mit Tischtennis
Waschkueche fuer alle (self service)
Office mit PC fuer Schiff-mail
Pooldeck: Bassin mit Meerwasser
Lift zum Parterre
Abfallkonzept:
Abfall getrennt eingesammelt (Papier/Karton, Plastik, Organisches)
Papier und organisches wird direkt ins Meer geworfen, im Aermelkanal muss Papier
und Plastik korrekt entsorgt werden.
Abwasser geht direkt ins Meer.
Reparaturen:
Service und Reparaturen in gut eingerichteter Werkstatt mit gut dottiertem
Materiallager.
Fuer den Unterhalt spezieller Anlagen fahren fremde Serviceleute ein Stück mit.
Ständige Malerarbeiten um Rost zu beseitigen.
